Suche

Sicherheit versus Freiheit

Was ist uns angeboren? Neugieriger Gestaltungswille oder Sicherheitsbedürfnis?

Die Diskussion darüber, was angeboren und was anerzogen ist, beschäftigt seit Jahrhunderten viele akademische Disziplinen. Dennoch haben alle Eltern in allen Kulturkreisen seit Generationen dieselbe Herausforderung mit ihren zweijährigen Kindern: Ständig wollen sie die Grenzen sprengen, die man ihnen setzt, etwas auseinandernehmen, etwas anmalen, etc. Daran lässt sich ablesen, wie gross in jedem Menschen der Drang ist, jenseits von gesetzten Grenzen seine Selbstwirksamkeit zu erfahren.

Wir sind davon überzeugt, dass Menschen neugierig geboren werden und das Bestreben nach Sicherheit, das in der Maslovschen Pyramide eine prominente Stellung einnimmt, erst später anerzogen wird.

Bild Kind-lernt-laufen
Der Mensch ist nach seiner Geburt hilflos seiner Umgebung ausgeliefert und kann ohne Fürsorge nicht überleben.

Während der Pubertät beginnen wir, uns als unabhängige Wesen zu begreifen: Wir ziehen wiederum Freiheit der Sicherheit vor. Wir wollen die Welt verändern, Grenzen überschreiten und sind bereit, dafür unsere Lieben vor den Kopf zu stossen.

Oft übertragen sich die Existenzängste der Eltern auf die jungen Erwachsenen, meist unterlegt mit alten Rollenbildern und hierarchischem Denken. Bei Aussagen der Eltern darüber, was man tun müsse oder lernen solle, wie man sich zu benehmen habe, damit die Existenz gesichert sei, kapitulieren viele junge Menschen und verschreiben sich auch dem Sicherheitsdenken. Oft erinnert uns ein Schicksalsschlag im Alter zwischen 40–50 Jahren an unsere Endlichkeit – und wir brechen wiederum aus dem bisherigen Muster aus. Mit Wissbegierde und Begeisterung wollen wir erneut Grenzen sprengen, um in der Welt unsere Spur zu hinterlassen.

Unsere Neurologie gibt uns einen weiteren Hinweis darauf, dass wir neugierig geboren werden, um Visionen umzusetzen – und nicht von Natur aus sicherheitsorientiert sind: Dopamin wird ausgeschüttet, sobald etwas neu ist. Unabhängig, ob es schrecklich ist oder schön. Das erklärt unsere Kauflust und unsere Sensationslust. Optimal wäre es doch, wenn wir unsere Neugier und unseren Gestaltungswillen an dem Ort einbringen könnten, an dem wir (ausser schlafen) am meisten Zeit verbringen: bei der Arbeit. Diese Gedanken waren die Ecksteine bei der Entwicklung der organischen Organisation.

Denn wenn wir Angst haben - und an den meisten Arbeitsstellen haben die Menschen Angst – dann unterbricht das Adrenalin die Synapsen und wir können nicht mehr denken. Gleichzeitig müssen wir uns bewegen, denn das Adrenalin triggert den Fluchtinstinkt. Können wir das nicht, werden wir entweder aggressiv als Angriff oder Verteidigung, verfallen in eine Todesstarre oder noch schlimmer in eine Lähmung. Nicht denken zu müssen war vermutlich am Fliessband noch erwünscht, in unserer heutigen Wissensgesellschaft, die einer VUAK Welt die Stirn bieten muss, ist das keine Option mehr.

Bild homo_curioso_fohlen
Ein Fluchttier wie das Pferd, dessen Überleben nur durch die angeboren Angst-Instinkt gesichert ist, kann fast unmittelbar nach der Geburt mit den Eltern mitrennen.

Erich Fromm, der berühmte deutsche Philosoph und Psychoanalytiker, äusserte sich bereits vor fast 100 Jahren zur psychischen Gesundheit ganzer Gesellschaften.

Im Video unten führt er seine Position aus, "dass der Mensch tatsächlich unter vielerlei Bedingungen leben kann. Doch wenn diese seiner menschlichen Natur zuwiderlaufen, reagiert er darauf, indem er die bestehenden Verhältnisse entweder ändert oder seinen vernunftbedingten menschlichen Fähigkeiten entsagt, also sozusagen „abstumpft“. (normativer Humanismus) " (Quelle: Wikipedia)

Die steht im Gegensatz zur bis heute von den meisten Geisteswissenschaftlern vertretenen Auffassung, dass der Mensch fast unbegrenzt formbar sei und unter fast allen Bedingungen leben könne. Für psychische Störungen seien Fehler im Individuum verantwortlich; die Betroffenen seien einfach nicht anpassungsfähig genug.

Unser BURRI Menschenbild und die organische Organisation ermöglichen die "aktive Veränderung der Bedingungen" und damit das Gestalten der Arbeit und unseres Umfeldes nach menschlichen Bedürfnissen.