Auf die Lebensdauer kommt es an
Wie bei jedem knappen und hochwertigen Gut, verschlingen Unterhalt und Pflege öffentlicher Räume grosse Summen. Diese Kosten sind in der Regel gerechtfertigt. Wir alle kennen es: Wenn man sich etwas Schönes leistet, soll es möglichst lange Freude bereiten und sich in einem guten Zustand präsentieren. Folglich sind nicht nur die Investitionskosten bei Gestaltungs- und Einrichtungsentscheidungen anzuschauen, sondern viel mehr die Lebenszykluskosten.
Es ist also nur folgerichtig, bei der Einrichtung von öffentlichen Räumen auf hohe Qualität zu setzen und hochwertige Möblierungselemente anzuschaffen, die einfach unterhalten werden können und sich durch klare, einfache Funktionalität und eine wertige Verarbeitung auszeichnen.
Public Elements verursachen nur einen ganz kleinen Teil der Gesamtkosten von Bauprojekten
Immer wieder werden Besucherinnen und Besuchern von Städten oder prestigeträchtigen Grossanlässen (z.B. Olympische Spiele) befragt, was ihnen von der besuchten Stadt oder dem Anlass positiv oder negativ in Erinnerung geblieben ist. Auf den vordersten Plätzen dieser Befragungen figurieren in vielen Fällen die Public Elements (Bänke, Wegleitungs- und Signaletiksysteme, Abfallsysteme, Infrastrukturen des öffentlichen Verkehrs, Beleuchtung etc.). Sind diese schlecht gemacht, schlecht unterhalten oder gar nicht vorhanden, bleibt im besten Fall ein negativer Eindruck beim Besucher hängen. Umgekehrt verhält es sich sinngemäss, wenn die Einrichtungen für einen positiven Gesamteindruck sorgen. Solche Anlässe oder Stadtteile werden vom befragten Publikum wohlwollender und positiver hinsichtlich ihrer Gesamtwirkung beurteilt.
Public Elements spielen also eine wichtige Rolle bezüglich der von
Menschen wahrgenommenen Gesamtwirkung von Räumen bzw. Bauprojekten im
öffentlichen Raum.
Oft stellt sich dennoch die Frage, was solche Projekte insgesamt kosten dürfen.
Viele Bauträger erliegen der Versuchung, die Kosten auf den vermeintlich “einfachen” Positionen zu senken. Bei diesen Debatten über die zulässige Ausgabenhöhe von Projektbestandteilen im öffentlichen Raum werden für die Gesamtwirkung verheerende Kostensenkungen verordnet. Dabei geht ein wichtiger Aspekt, der klar dagegenspricht, leider zu oft vergessen.
Cost-Perception-Ratio
BURRI nennt diesen Aspekt Cost-Perception-Ratio. Gemeint ist hier das Verhältnis zwischen den Kosten für die wichtigen, identifikationsstiftenden Einrichtungsgegenstände (Public Elements) im öffentlichen Raum und ihrer Perzeption (ihre wahrgenommene Wirkung).
Oftmals ist es so, dass diese Public Elements nur einen verschwindend kleinen Anteil an den Gesamtkosten eines Projekts im öffentlichen Raum haben (1%), aber meistens – wie eingangs beschrieben – für den Grossteil der wahrgenommenen Atmosphäre und der Identität eines Raums verantwortlich sind (>85%). Das ist nachweislich in verschiedenen Projekten untersucht und in der Fachliteratur mehrfach beschrieben worden.
Sparen am falschen Ort gefährdet den Projekterfolg unmittelbar
Derjenige Faktor, welcher also nachgewiesenermassen den grössten und direktesten Einfluss auf die positive (oder eben negative) Wahrnehmung eines Gesamtprojekts ausübt, stellt anteilsmässig oft die kleinste Kostenposition des Gesamtprojekts dar.
Wer nun versucht, den ohnehin geringen Kostenanteil der Public Elements mit Sparübungen zu «optimieren», läuft somit unmittelbar Gefahr, den positiven Gesamteindruck und somit die erfolgreiche Nutzung seiner gesamten Bauinvestition in Gefahr zu bringen.
Kurzfristig mag sich die Rentabilität der Investition zwar verbessern, die Konsequenzen sind jedoch oft schon bei der Inbetriebnahme durch das Publikum spürbar. Das Projektergebnis (ein Platz, ein Park, etc.) wird von der Bevölkerung nicht positiv wahrgenommen und folgedessen nicht wie gedacht genutzt. In jedem Fall wird sie sich jedoch nach den ersten Problemen hervorgerufen durch frühzeitige Abnützung der «gesundgesparten» Einrichtungen rächen und sich durch hohe Kosten für Nachrüstung, Umrüstung, Sicherheitsdienste, Umnutzungskonzepte oder ähnlichen «Nachbesserungen» äussern.
Wer jedoch die Kosten über die ganze Lebensdauer der Einrichtung beachtet, die Wichtigkeit von Einrichtungen im öffentlichen Raum erkennt und folgerichtig bei der Planung und der Umsetzung eines Projekts im öffentlichen Raum am richtigen Ort investiert – also bei wertigen, clever durchdachten und professionell gefertigten Public Elements – fährt am Ende auf jeden Fall besser.
Wer versucht, das 1% des Kostenanteils der Public Elements "zu optimieren", läuft Gefahr, den Eindruck und somit die Nutzung seiner gesamten Bauinvestition in Gefahr zu bringen.
Stephan Oetiker, VRP BURRI public elements AG